Empfehlungen

(Ein Auszug)

Akzeptiere den gegenwärtigen Augenblick vorbehaltlos. Leiste keinen Widerstand gegen das, was im Moment der Erfahrung ist, wie es ist. Heiße jeden Augenblick willkommen und begrüße jeden Menschen, der Dir begegnet, freundlich, denn das Leben (Schicksal) hat Dir beide gesandt und gibt Dir damit eine Möglichkeit zu weiterem Wachstum. Auch unerfreuliche Dinge, mit denen Du konfrontiert wirst, haben ihren Sinn. Eine innere Abwehr dagegen, eine Verweigerung der Konfrontation führt lediglich dazu, dass das Unerfreuliche zu einem späteren Zeitpunkt wiederkehrt, möglicherweise in verschärfter Form.

Ein Ausweichen in Vergangenes oder Zukünftiges, das ständige Messen des gegenwärtigen Augenblicks an dem, was Du erreichen willst, oder dem, was in der Vergangenheit mal war, verhindert Deine Präsenz in der Gegenwart und damit auch die Glücksmöglichkeiten, die in der Gegenwart liegen.

Nimm Leidenserfahrungen an und versuche, sie als einen Hinweis des Lebens zu nehmen, Deine Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Thema zu lenken. Erliege nicht der Versuchung, Dich als Opfer zu sehen, das unschuldig von einem unglücklichen Ereignis betroffen ist. Gehe davon aus, dass Du innerlich eine Entsprechung hast zu dem, was Dir von außen widerfährt.

Krankheit und Tod sind dem Leben immanent und Du kannst beidem nicht entgehen. In jeder Leidenserfahrung ist auch eine Chance verborgen, die Du für das eigene seelische Wachstum nutzen kannst, sofern Du sie erkennst. Wer nicht freiwillig dazulernt, den setzt das Leben unter Leidensdruck, denn Leiden ist der beste Lehrmeister und enthält das größte Potential für Veränderung. Durch Leiden setzt sich der Mensch in Bewegung und sucht nach Möglichkeiten, sein Leiden zu beenden. Dadurch wird ein ununterbrochener Reifungsprozess in Gang gehalten, dessen einzelne Stationen in stetem Wechsel mal eine Leidenserfahrung und mal eine Glückserfahrung beinhalten.

Bleibe immer bei Dir, verlagere Dein Empfinden nicht nach außen. Ob Gereiztheit oder Ungeduld, Begeisterung oder Langeweile: alles ist Deins. Es gibt dafür keinen objektiven Verursacher im Außen, nur Deine Projektion. Wenn Du Deine Aufmerksamkeit auf das äußere Geschehen lenkst und Deine damit verbundenen Gefühle auf Partner, Feinde und andere äußere Umstände richtest, entgeht Dir die Chance, etwas über Dich dazuzulernen. Wer sich auf die Splitter im Auge der anderen konzentriert, übersieht den Balken im eigenen.

Lasse alle Gefühle zu. Beobachte sie und lass sie einfach sein, wie sie sind, ohne Dich in sie hineinzusteigern, sie zu idealisieren oder zu verurteilen. Setze den Gefühlsaufwallungen die innere Gelassenheit entgegen, die aus der Erkenntnis kommt, dass jedes Gefühl seine Berechtigung hat, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, als sei es unangemessen.

Verdränge auch ein unwillkommenes Gefühl nicht aus Deinem Bewusstsein und hebe ein willkommenes Gefühl nicht in den Himmel. Versuche einen Standpunkt des vorbehaltlosen Annehmens zu erreichen. Tiefe Freude und große Traurigkeit, empörte Wut und freundliche Hilfsbereitschaft, allem was Du empfindest: gib ihm Raum. Alle Gefühle, die auftauchen, haben ihren Grund und ihre Berechtigung,. Sie sind ein Indiz für Deinen inneren Zustand und Du kannst sie als Informationsquelle und Orientierungshilfe nutzen.

Dein Gefühlsreichtum wird zur Basis Deiner Lebenserfahrung und mit allen Gefühlen, die Du selbst durchlebt und vielleicht auch durchlitten hast, wächst Dein Verständnis für das Leid und die Befindlichkeit anderer Menschen, denen Du dadurch eine große Hilfe werden kannst.

Tue immer das Nächstliegende. Es gibt eine kleine buddhistische Anekdote, die diese Empfehlung wie folgt untermalt: Der Schüler fragt den Meister: Was kann ich tun, um Erleuchtung zu erlangen? Der Meister fragt zurück: Hast Du schon gegessen? Der Schüler antwortet: Ja. Darauf der Meister: Dann wasche Deine Reisschüssel aus.

Der Prozess des Lebens stellt uns tagtäglich vor viele kleine und große Aufgaben. Wir neigen dazu, die kleinen um der großen Aufgaben willen zu vernachlässigen. Insbesondere die sorgfältige Pflege unseres Körpers, der Umgang mit alltäglichen Erfordernissen und mit sozialen Kontakten leiden oft, wenn wir spirituelle Interessen in den Vordergrund stellen. Wir denken dann, all dies sei in Anbetracht des großen Zieles, der großen Aufgabe, unwichtig. Dem ist nicht so.

Der Prozess der Selbstwahrnehmung und Selbsterkenntnis findet auch durch die kleinen, unscheinbaren, scheinbar unwichtigen Tätigkeiten statt. Sie erfordern daher die gleiche Aufmerksamkeit und das Gebot der Achtsamkeit gilt auch für sie.

Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst. Dieses christliche Gebot besagt bei genauerem Hinschauen, dass man nicht nur den Nächsten, sondern auch sich selbst lieben soll. Wenn man sich selbst nicht liebt, kann man auch keinen anderen lieben.

In unbewusstem Zustand ist man einander Spiegel und Projektionsfläche. Echte Liebe untereinander ist so nicht möglich, denn man liebt sich selbst nur auf einem Umweg über den anderen und erkennt diesen nicht einmal, so wie er wirklich ist. Wenn man nun sich selbst direkt annehmen und lieben kann, wird der Blick und das Herz frei für den anderen.

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